Interview
Lernen Sie Yelta Köm und Ulya Soley kennen, die aktuellesten Türkisch-Deutschen Koproduktionsstipendiat*innen an der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.
In diesem Jahr habt ihr das Türkisch-Deutsche-Koproduktionsstipendium angetreten. Wie geht es euch, und wie war das Jahr?
"Wir waren von Februar bis Mai 2024 Tarabya-Koproduktionsstipendiat*innen. In dieser Zeit haben wir gemeinsam zum Thema Nachtleben als Widerstand und zur Erfahrung der Nacht als solche gearbeitet. Das Stipendium bot uns eine wertvolle Plattform, um unsere Forschung zu vertiefen und die Ergebnisse zu teilen: So erschien ein umfangreicher Artikel im CTM-Magazine, und wir konnten weitere Beiträge für die Online-Plattform Manifold verfassen. Zum Abschluss des Stipendiums organisierten wir in Zusammenarbeit mit der Initiative Queerwaves im Rahmen des Sommerfests der Kulturakademie Tarabya eine eintägige Veranstaltung mit dem Titel „Sound Kitchen“. Diese fand in der ehemaligen Küche der Tarabya-Residenz statt, die in einen gemütlichen Safe Space umgestaltet wurde. Dort spielten Resident-DJs von Queerwaves verschiedene Sets, begleitet von Videokunstwerken von Yelta.
Unsere Forschung ist noch nicht abgeschlossen, aber eines steht fest: Das Nachtleben in Istanbul dient der queeren Community seit langem als eine Form des Widerstands, besonders angesichts der politischen Veränderungen und des repressiven Klimas der letzten 20 Jahre. Die Nacht gibt den Menschen Kraft und schafft Raum, um Identitäten auszudrücken. Die Resilienz queerer Musiker*innen, Performer*innen und Veranstalter*innen inspiriert auch viele andere, insbesondere mit Blick auf die enorme Solidarität über verschiedene Arbeitsbereiche hinweg. Trotz der zunehmenden Einschränkungen der letzten Jahrzehnte blieb das Nachtleben immer erreichbar. Clubs öffnen und schließen, wirtschaftliche und politische Krisen kommen und gehen, doch das Nachtleben in Istanbul findet immer einen Weg, standzuhalten."
Wie war es, in Tarabya zu arbeiten, mitten in der Metropole Istanbul, in bewegten Zeiten? Was macht diesen Ort so besonders?
"Abseits des Trubels der Stadt bot uns Tarabya die Möglichkeit, uns ganz auf unser Projekt zu konzentrieren. Obwohl wir uns mit dem Nachtleben im Zentrum Istanbuls beschäftigten, war es wichtig, einen Ort zu haben, an dem wir Abstand nehmen und reflektieren konnten. Der Wald, der die Residenz umgibt, war eine ideale Umgebung, um den Kopf freizubekommen, und die Nähe zum Bosporus eine wohltuende Erfahrung. Die regelmäßigen Dienstags-Treffen in Tarabya gaben uns die Gelegenheit, uns mit den anderen Stipendiat*innen auszutauschen und inspirierende Gespräche mit eingeladenen Kulturschaffenden zu führen. Diese Treffen waren eine große Bereicherung. Gleichzeitig konnten wir uns weiter in unsere Forschung vertiefen und das Nachtleben Istanbuls erleben."